So, moi, es gibt wieder direkt noch einen Blog, weil zu viel in meinem Leben abgeht, es tut mir Leid, aber ihr wollt das schließlich lesen. Ich schreibe gerade auch die erste Fassung des Blogs in meinem Englischunterricht, weil wir gerade nur übersetzen und Grammatik machen und das kann ich A nicht verstehen und B habe ohnehin keine Ahnung davon und meine Lehrerin meinte schon am Anfang zu mir, dass sie hofft, dass ich mich nicht langweilen werde. Da kann man seine Zeit auch sinnvoll nutzen.
Als erstes geht es natürlich darum, dass ich meine Gastfamilie am 01. Dezember (einem Sonntag) gewechselt habe. Erstmal, nein, mit meiner anderen war alles mehr als nur super, aber ich werde drei Gastfamilien haben, das ist einfach so von meiner Austauschorganisation.
Ich habe jetzt fast vier Monate in meiner ersten Gastfamilie gewohnt und es war echt eine wirklich schöne Zeit, natürlich war der Schulweg etwas lang, aber ich habe es wirklich sehr gemocht in meiner ersten Gastfamilie und sie haben mir am Anfang so unfassbar viel geholfen und mir so viel erklärt. Wir waren so ein bisschen zum Abschluss am Freitagabend davor zusammen in Tampere essen und danach waren wir in einem Konzert in der Philharmonie in Tampere. Es war echt richtig schön, aber irgendwie auch voll komisch, weil ich ja wusste, dass es irgendwie so der vorletzte Abend ist. Am Samstag habe ich dann angefangen meine Sachen zu packen und abends habe ich mit Aino (meiner einen Gastschwester) einen Film geguckt und dann ein bisschen weiter gepackt. Der Rest wurde dann Sonntag Morgen gepackt, ich frage mich immer noch, wo das ganze Zeug hergekommen ist, da ich ungefähr das doppelte an Gepäck hatte, als das was ich hatte, als ich in Finnland angekommen bin. Dann haben wir zusammen Mittag gegessen. Hanna und Heikki (meine Gasteltern) haben mich zu vierzehn Uhr nach Tampere zu meiner zweiten Gastfamilie gebracht und als ich mich von Olga und Aino in Orivesi verabschiedet habe, fange ich schon so ein bisschen an zu heulen. Als ich mich dann von meinen Gasteltern in Tampere verabschiedet habe, war dann auch komplett vorbei. Es war mir mega unangenehm, weil ich ja bei meiner zweiten Gastfamilie war, aber Marita, meine Gastmutter, meinte so, dass sie das voll versteht und es total in Ordnung ist, traurig zu sein.
In meiner neuen Gastfamilie wohne ich jetzt richtig im Citycenter von Tampere und brauche auch nur noch 20-25 Minuten zur Schule. Ich muss nur zur Tramstation gehen, die Tram kommt dann schön alle 7 Minuten, das ist schon echt sehr entspannt im Gegensatz zu meinem vorherigen Schulweg. Daran habe ich mich auf jeden Fall ganz schnell gewöhnt. Ich wohne jetzt ja seit ein bisschen mehr als einer Woche in meiner neuen Gastfamilie und die ersten paar Tage waren schon ein bisschen komisch und ungewohnt, aber das ist ja komplett normal, wenn man zu einer neuen Familie zieht. Meine zweite Gastfamilie besteht im Prinzip nur aus meinen Gasteltern und mir, sie haben auch drei Töchter, aber sie sind 33, 32 und 26, also schon eine Weile ausgezogen. Wir wohnen in einer Wohnung, was auf jeden Fall auch ein wenig ungewohnt ist, aber der große Vorteil ist definitiv, dass die Wege sehr kurz sind. Ich mag es überraschend gerne. Es sind nur zwei Schritte von meinem Zimmer bis ins Bad, ein paar Meter bis zum Kühlschrank und ungefähr genauso weit bis zum Sofa, da kann man sich auf jeden Fall nicht beschweren.
Was ich auch echt gemerkt habe, was für ein Unterschied es für mich war, in meiner ersten und in meiner zweiten Gastfamilie einzuziehen. Bei meiner ersten war ich überfordert mit allem, angefangen dabei, was ich zu essen mag, und bei meiner zweiten fühle ich mich jetzt schon relativ Zuhause und meine größte Angst ist, dass ich mich zu schnell zu sehr wie Zuhause benehme und rumlaufe. Und es ist jetzt nicht so, dass ich mich bei meiner ersten Gastfamilie nicht direkt wohl gefühlt habe, eher im Gegenteil, es war mehr so, dass ich sehr unsicher war, wie ich mich verhalten soll usw., weil ich da ja das erste Mal in einem Finnischen Haushalt mit Finnisches Leuten in einem Fremden Land gewohnt habe. Da muss man sich erstmal an Finnland im Allgemeinen gewöhnen und jetzt bei meiner zweiten Gastfamilie weiß ich ja wie alles abläuft und funktioniert, ich muss mich nur an eine neue Familie gewöhnen und dann ist es natürlich um einiges einfacher. Außerdem hat mich mein Auslandsjahr auf jeden Fall schon mal gelehrt entspannter zu sein und dadurch fällt es mir jetzt auch leichter, weil ich weniger Angst habe Dinge falsch zu machen und dazu kommt, dass ich meine neuen Gasteltern schon vorher ein paar Mal getroffen habe und bei ihnen Zuhause war.
Gastfamilien wechseln ist aber bei weitem noch nicht alles, was seit der Laplandtour passiert ist. Zum einen wurde ich für unser Schulfernsehen und die Schulzeitung interviewt. Ich bin gespannt, wie das später aussieht. Vom Schulfernsehen gibt es, glaube ich, immer eine Episode vor Beginn der Ferien, also vor Weihnachten und was die Schülerzeitung angeht, habe ich echt gar keine Ahnung, da muss ich nochmal Meri, die die mich interviewt hat, fragen.
Dann gibt es am 06. Dezember in Finnland keinen Nikolaus, sondern den Unabhängigkeitstag. Die Finnen feiern da die Unabhängigkeit von Russland. Deshalb war der 06. dann auch Schulfrei und am 05. Dezember gab es etwas in der Schule. Wir haben mit unserem Kunstkurs am 04, die Schule mit Finnischen Flaggen und Schwänen geschmückt. Die Schwäne sind für die Abiturienten. Am 05. gab es dann nämlich die Graduation von den Abiturienten und gleichzeitig auch ein wenig eine Feier für den Unabhängigkeitstag. In der Feier haben wir mit meinem Chor Viva la Vida gesungen und dann mit unserem Chor und ein paar anderen SchülerInnen und LehrerInnen zusammen Finlandia. Finlandia ist so ungefähr die zweite Nationalhymne von Finnland und natürlich auf finnisch. Es war auf jeden Fall sehr cool eine Finnische Graduation mitzuerleben und auch noch zu singen, ich habe zwar nicht allzu viel verstanden, aber es war trotzdem sehr interessant und ich habe jetzt hohe Erwartungen an meine Graduation und ich habe zum ersten Mal die Finnische Nationalhymne gesungen. Das war aber voll unangenehm, weil alle so richtig schön mitgesungen haben und ich bin da mit meinem Papier, auf dem der Text steht und versuche irgendwie mitzusingen.
Am 06. Dezember habe ich dann mit meiner Gastfamilie und auch meinen Gastschwestern gebruncht und am Abend haben meine Gasteltern und ich, wie ungefähr alle Finnen, dem Präsidenten dabei zugeschaut, wie er tausend Leuten die Hände schüttelte. Klingt jetzt erstmal komisch, aber in Finnland lädt der Präsident zum Unabhängigkeits Leute ein, die etwas besonderes gemacht in dem Jahr oder auch aus anderen Gründen und dann schauen alle Finnen immer, wie er und seine Frau allen Leuten die Hände schüttelt und gleichzeitig sind Moderatoren dabei die Kleider zu bewerten und man bewertet die dann natürlich auch mehr oder weniger Zuhause auf dem Sofa und versucht herauszufinden, ob man irgendwen kennt.
Als letztes habe ich wieder ein kulturelles Ding. Seit ich in Finnland bin und so viel mit anderen Leuten aus anderen Ländern mache, fällt mir immer mehr auf, dass ich das Gefühl habe, dass wir Deutschen nicht stolz auf unser eigenes Land sind. Oder zumindest wir deutschen Austauschschüler es irgendwie alle nicht wirklich sind/waren. Was mir dabei immer wieder in den Sinn kommt, sind zum Beispiel unsere Deutschlandflaggen. Die siehst du nirgendwo in Deutschland, es sei denn, es ist Fußball WM und während alle anderen Länder fröhlich mit ihren Flaggen durch die Gegend winken und die Finnen alles damit voll geklatscht haben für ihren Unabhängigkeitstag, würden wir das nie im Leben machen und das ist eigentlich voll schade. Natürlich sind wir nicht stolz auf unsere Geschichte und natürlich muss auch weiter darüber aufgeklärt werden und jeder und jede Deutsche sollte sich dessen bewusst sein, aber ist es nicht langsam Zeit, wieder stolz auf sein eigenes Land zu sein. Damit meine ich nicht unsere Geschichte, sondern unsere Kultur. Denn wir haben eine und die macht uns wirklich aus. Und es mag jetzt kontrovers klingen, aber ich habe wirklich angefangen, stolz auf mein Land und meine Herkunft zu sein, nicht auf den Geschichtlichen Part, sondern auf meine Kultur.
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