Moi,
es sind jetzt tatsächlich schon 3 ½, die ich jetzt in Finnland bin und diese Woche war wieder Exam Week, also ist auch die 2. Periode jetzt auch schon vorbei. Es ist irgendwie ganz schön verrückt, wie schnell die Zeit vergeht.
Mein Fazit nach 3 ½ Monaten auf jeden Fall, dass es jetzt schon die beste Entscheidung meines Lebens war, dieses Auslandsjahr zu machen. Es ist so krass, was man allein schon über einen selbst lernt, wenn man in einem fremden Land, mit fremden Leuten und einer komplett neuen Umgebung lernt. Und jetzt versteht mich nicht falsch, natürlich sind auch hier verschiedene Leute für mich da und kümmern sich darum, dass es mir gut geht, aber man ist auf eine Art und Weise auf sich allein gestellt. Denn niemand kennt dich, du musst sie kennenlernen und sie dich. Was wiederum bedeutet, dass du ihnen zeigen musst, wer du bist und auch selbst herausfindest, wer du bist und vor allem was du wirklich brauchst und was dir fehlt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich erst hier so richtig realisiert habe, was das eigentlich ist und es mich bei einigen Dingen echt überrascht hat, dass ich sie A garnicht vermisse, oder B sogar sehr vermisse. Das ist echt eine Erfahrung, die manchmal ziemlich mind blowing sein kann. Man muss sich ja im Prinzip sein ganzes Leben von Null wieder aufbauen und wenn irgendwas nicht direkt so cool läuft, kann man nicht mal eben schnell nach Hause oder mit seinen Freunden darüber persönlich reden. Außerdem kann man sich auch irgendwie neu erfinden, also natürlich nicht komplett, aber niemand hier kennt dich wirklich, niemand hat bestimmte Erwartungen an dich, was deine Charaktereigenschaften betrifft und wie du so im Allgemeinen drauf bist. Ich würde nicht sagen, dass ich mich hier wirklich anders verhalte als in Deutschland, aber ich habe jetzt schon das Gefühl, mich auf eine Art und Weise verändert zu haben und dass ich mehr ich selbst bin, als jemals zuvor. Es macht einfach etwas mit einem mit 16 in ein fremdes Land zu ziehen, mit einer fremden Sprache und Kultur, und wie ich schon vorher gesagt habe, war es die beste Entscheidung meines Lebens und ich liebe es.
Aber es ist natürlich nicht immer alles perfekt und einfach. Vor allem nicht einfach und das gehört natürlich auch dazu. Ich muss ehrlich sagen, ich habe vor ein paar Wochen echt ein bisschen damit gestruggelt/Schwierigkeiten gehabt, Freunde zu finden, was übrigens vollkommen in Ordnung ist. Das Problem damit war auch, dass ich von einigen anderen Austauschschülern gehört habe, dass es da schon so gut läuft und das macht das Ganze dann nochmal schwieriger und man fängt an, sich selbst zu hinterfragen und fragt sich, ob man etwas falsch macht. Auf der anderen Seite habe ich aber auch von anderen Austauschschülern gehört, dass sie auch Probleme damit haben. Und es ist insgesamt einfach so cool, dass wir diese Verbindung zu den anderen Austauschschülern haben und wir haben eine WhatsApp Gruppe und immer wenn irgendwas ist, kann man da reinschreiben und alle versuchen dir zu helfen und unterstützen dich. Das mit den Freunden hat sich inzwischen auch gelöst, ich habe zwei Freundinnen gefunden oder eigentlich noch mehr. Ich habe etwas dafür gebraucht, aber nach bzw. in den Herbstferien hat es endlich geklappt. Bzw. eigentlich saß ich mit den beiden Mädchen, Linda und Elissa, schon ein paar Wochen immer beim Mittagessen, da wir zusammen Mathe haben, und am letzten Schultag vor den Ferien habe ich mich dann endlich getraut, einfach mal nach deren Nummern zu fragen. Und dann auch Elissa in den Ferien angeschrieben, ob wir uns treffen wollen. Der eigentliche Auslöser, der mich dazu gebracht hat einfach zu fragen war tatsächlich meine Counselorin Lotte aka meine Finnische Patentante (,später mehr dazu), sie hat mir nämlich so um den Zeitpunkt herum gesagt:”You can’t lose anything, if you ask.” (auf deutsch:”Du kannst nichts verlieren, wenn du fragst.”) Und dieser Satz, oder so ähnlich, ist irgendwie richtig bei mir hängen geblieben. (Also Lotte, falls du das wieder liest, du bist toll.)
Ich habe jetzt auch den nächsten Mathe-Kurs mit den beiden und mit Elissa hatte ich und werde auch wieder deutsch zusammen haben. Außerdem sind wir in den Pausen auch oft zusammen. Außer Elissa und Linda gibt es auch noch Aada, sie ist in der zweiten Klasse und war letztes Jahr im Auslandsjahr in den USA und war deshalb interessiert daran, mich kennenzulernen. Sie ist auf jeden Fall auch echt mega nett und wir haben nächste Periode auch einen Kurs zusammen.
Übrigens (habe gerade erstmal sechs versuche gebraucht das große ü zu schreiben, weil ich eine Finnische Tastatur habe und die hat keine ü oder eszet, die kopier ich mir hier immer von irgendwo rein) kann ich jetzt nicht mehr Amerikaner sagen, wenn ich über Leute aus der USA rede, da wir ein Camp mit Austauschschülern hatten und da mit zwei Mexikanerinnen, einer aus der USA und einer anderen Deutschen und ich im Zimmer saßen und über “Amerikaner” “gelästert” haben und die eine Mexikanerin dann irgendwann meinte:”Können wir eigentlich nochmal kurz klarmachen, dass wir auch aus Amerika kommen, aber alles gut, wir können ruhig weiter Amerikaner sagen.” Danach waren “Amerikaner” dann “US Citizens” (US Einwohner) und jetzt kann ich nicht mehr Amerikaner sagen ohne daran zu denken. Also guys, wir wollen keine Mexikaner oder Südamerikaner beleidigen, lasst uns bei Leuten aus den USA bleiben.
Mein Finnsich wird auch langsam besser und besser. Ich hatte ja immer zweimal die Woche Finnischkurs, der endet jetzt aber nächste Woche Donnerstag(28.11). Es war auf jeden Fall immer echt cool. Der Kurs war von so einer Art Fachhochschule glaub ich und etwa die Hälfte des Kurses bestand aus Ukrainern und die andere Hälfte aus Leuten aus der ganzen Welt. Ich war mit 8 Jahren abstand die jüngste, aber es war trotzdem immer sehr cool. Unsere Lehrerin hat mit uns immer auf englisch oder russisch oder eben finnisch gesprochen und wir mussten oft Sachen übersetzen oder Fragen bilden und beantworten und so weiter. Das sollten wir immer möglichst mit einem Partner machen, der/die dieselbe Muttersprache hat, also in meinem Fall deutsch. Ich war aber die einzige deutsche, deshalb habe ich immer mit einer Australierin (Hadasha) zusammengearbeitet. SIe ist glaub ich ende dreißig und lebt gerade mit ihrem Mann für ein Jahr in Finnland, da seine Firma hier einen Standort hat und da haben sie die Gelegenheit genutzt. Ich war jetzt auch ihre Beraterin für ihren Trip nach Deutschland, den sie, ich glaube, in zwei Wochen macht. Neben mir auf der anderen Seite saß dann immer Caryl, sie kommt von den Philippinen und arbeitet in Tampere als Reinigungskraft. Sie ist, glaube ich, Mitte zwanzig, so wie die dritte in unserer Gruppe Leon. Leon ist aus Japan und arbeitet hier für ein Jahr als Englischlehrerin für Grundschüler. Insgesamt waren wir 26 Leute im Kurs, aber ab der Hälfte waren wir nur noch 12-15 die regelmäßig gekommen sind.
Mein letztes Live Update ist dann wohl, dass ich jetzt hier vor ein paar Wochen wieder mit Stabhochsprung anfangen konnte. Ich werde ja am 01.12 die Gastfamilie wechseln (ich werde insgesamt drei haben) und mein zukünftiger Gastvater (ja, ich habe vielleicht seinen Namen vergessen und jetzt ist es mir zu unangenehm zu fragen) arbeitet als Freiwilliger in dem Leichtathletikverein in Pirkkala. Der Ort liegt südlich von Tampere, etwa 20 Minuten mit dem Auto vom Zentrum aus. Er hat mir dann auf jeden Fall ein Probetraining organisiert und jetzt habe ich zwei mal die Woche Training und mir gefällt es echt gut. Einige Dinge sind zwar ein wenig anders, als in Deutschland auch im allgemeinen Leichtathletischen Aspekt, aber es ist auch echt spannend, diese Unterscheide zu sehen. Wobei es auch manchmal ein wenig komisch ist, da es eine Sache gibt, die ich in Deutschland seit ich acht bin anders gelernt habe, aber mein Trainer hier will, dass ich es so mache, aber ansonsten ist es wirklich cool. Durch das Training habe ich auch die Möglichkeit gehabt meine zweite Gastfamilie schonmal besser kennenzulernen, da mein zweiter Gastvater mich immer zum Training fährt und wieder zurück und ich davor und danach auch ein wenig bei den Zuhause war, da der Bus/Zug nach Orivesi zu blöden Zeiten fährt. Meine zweiten Gasteltern sind auf jeden Fall ein bisschen älter als meine jetzigen und mein zweiter Gastvater ist auch schon in Rente. Sie haben drei Töchter, die ich glaube 32, 28 und 26 sind. Die beiden jüngeren studieren und die älteste arbeitet. Mit anderen Worten, ich werde so gut wie ein Einzelkind sein. Meine zweite Gastfamilie wohnt dafür aber im Zentrum von Tampere in einer Wohnung. Das wird auf jeden Fall für mich eine ganz andere Erfahrung, aber ich habe das Gefühl, dass ich das auch hinbekommen werde und ich kenne jetzt ja beide auch schon ein wenig. Wie Lotte gesagt hat, oder so in der Art:”Try to be open for it.”(Versuch offen dafür zu sein) Trotzdem kann ich mir gerade echt noch nicht so gut vorstellen, meine jetzige Gastfamilie zu verlassen.
Da ich sie jetzt ja schon ein paar Mal erwähnt habe, ist Lotte meine Counselorin/Finnsich Godmother. Sie ist von meiner Organisation so die Person, mit der ich reden kann, wenn es irgendwelche Probleme gibt. Das gab es zwar bis jetzt noch nicht wirklich, bis auf das Freunde Ding, aber wir haben uns trotzdem schon ein paar Mal mehr getroffen. Auf jeden Fall mag ich sie sehr gerne und, wie ich schon erwähnt habe, hat sie mir schon ein paar mehr sehr gute Ratschläge gegeben:). Also falls ich sie nochmal erwähne, wisst ihr jetzt von wem ich rede.
Ah, noch ein letzte Ding, was in meinem Leben abgeht, heute geht es los auf die Lappland Tour mit meiner Organisation und ganz vielen anderen Austauschschülern und dann ziehe ich ja nächste Woche um, wahrscheinlich schreibe ich dann auch noch was, aber vermutlich kommt das dann erst ein zwei Wochen später, wenn ich ein bisschen eingezogen bin und Zeit dafür habe einen neuen Blogeintrag zu schreiben, aber ihr bekommt ja heute schon zwei.
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